Mit der Costa Smeralda auf Sardinien verbinde ich jede Menge Kindheitserinnerungen: Etliche Quallenstiche, einen aufgeschnittenen Zeh, der von meinem Onkel genäht wurde, unzählige Sandburgen und erstaunlich wenige Sonnenbrände.
Mehrere Großtanten und Großonkel zogen von der Nähe von Neapel in den Norden Sardiniens, schon lange vor meiner Zeit, und jedes Jahr im Sommer – während der langen italienischen Schulsommerferien – fuhr die Familie Salvati nach Sardinien und wir besuchten die exotischen “Insulaner” regelmäßig, so dass ich in Summe mehrere Jahre auf Sardinien verbracht habe.
Inzwischen bin ich nicht nur im Sommer, sondern auch zu den anderen Jahreszeiten auf Sardinien und an den seltenen Regentagen – ja, manchmal regnet es auch dort – besuche ich die Stadtbibliothek von Santa Teresa und so einiges über die Entwicklung der Region und der Entstehung des Touristenmagnets “Costa Smeralda” auf Sardinien, das sich im nordöstlichen Teils der Insel erstreckt, erfahren.
Dass die Costa Smeralda sehr beliebt ist, ist einerseits gut nachvollziehbar: Die karibisch anmutenden Strände heißen Touristen aus aller Welt gleichermaßen willkommen. Andererseits frage ich mich, was hat dazu geführt, dass Touristen und Promis vor allem im Norden der Insel sehen und sich sehen lassen?
Inhaltsverzeichnis
Die Costa Smeralda (“Monti di Mola” auf Gallurisch, dem heimischen Dialekt) ist ein Küstenabschnitt der Gallura im Nordosten Sardiniens, der sich über 55 Kilometer erstreckt. Der Begriff bezeichnet den Küstenabschnitt von Arzachena in der Provinz Sassari, der sich von Capo Ferro – nördlich von Porto Cervo – bis zum Golf von Cugnana, am Anfang der Gemeinde Olbia, in der Nähe des Strandes Rena Bianca Portisco erstreckt.
Das Gebiet war bis zur Gründung des Konsortiums Costa Smeralda – dazu später mehr – weitgehend unbewohnt
Angefangen hat alles mit dem Prinzen Karim Aga Khan IV, so wie bei einem klassischen Märchen. Der Prinz, der gleichzeitig auch der religiöse Führer der ismailitischen Nizariten ,einer muslimischen Gemeinschaft, ist, war von der natürlichen Schönheit Sardiniens beeindruckt: Obwohl sowohl sein Vater als auch sein Großvater den Süden Frankreichs als Rückzugsort auserkoren hatten, hatte Sardinien ihn damals stark beeindruckt. Er fühlte sich dort frei und benahm sich wie ein Entdecker, der nicht nur den Ort bewunderte, sondern auch versuchte, die Sitten und Gebräuche der Einheimischen zu verstehen.
Er war der Prinz, der das Konsortium Costa Smeralda wollte, das dann am 14. März 1962 in Olbia offiziell gegründet wurde. Ungefähr 1.800 Hektar Land wurden ursprünglich von den alten an die neuen Besitzer übergeben, die alle bereit waren, große Summen in die Schönheit der Gallura zu investieren.
Sechs waren die Namen der Gründungspartner: Karim Aga Khan IV, Patrick Guinnes, Felix Bigio, John Duncan Miller, André Ardoin und René Podbielski. Das gemeinnützige Konsortium wurde mit einem sehr präzisen Ziel gegründet: die städtebauliche, territoriale und architektonische Entwicklung des Ortes zu kontrollieren und zu steuern und sich so jeder Art von Bauspekulation entgegenzustellen.
Aus diesem Grund wurde auch die Einsetzung eines angesehenen Architekturausschusses beschlossen, der mit der Ausarbeitung strenger Bebauungspläne und der ständigen architektonischen Kontrolle des Gebietes beauftragt wurde. Ziel war es, das vorhandene natürliche Erbe zu bewahren und einen Stil zu entwickeln, der die natürliche Schönheit mit Elementen der lokalen Bautradition verbindet.
Die Costa Smeralda ist der teuerste Ort in Europa. Die Hauspreise erreichen bis zu 300.000 Euro pro Quadratmeter!
Inzwischen ist die Costa Smeralda alles andere als unbewohnt, und die Wohnarchitektur, die einen authentischen und ursprünglichen Charme aufweist, ist in Wirklichkeit das Resultat der Zusammenarbeit vier Architekten, Luigi Vietti, Jacques Couëlle, Michele Busiri Vici und Antonio Simon Mossa, die sie für den Bau des Dorfes Porto Cervo entwarfen und inzwischen als maßgebend ist für viele Neubauten auf ganz Sardinien.
Die Schwierigkeit war, in den wenigen bestehenden und spärlich vorhandenen Gebäuden, die selten zu einem Dorf aggregiert waren, ein architektonisches Grundkonzept zu identifizieren und dieses für das Vorhaben des Prinzen Karim Aga Khan IV und seiner Geschäftspartner zu übernehmen. Es fehlte schlichtweg an klaren und eindeutigen Präzedenzfällen, auf die man sich berufen konnte.
Aus diesem Dilemma ergaben sich dann die unterschiedlichen Interpretationen der an der Costa Smeralda beteiligten Architekten, die das Thema der sardischen oder mediterranen Architektur, das vom Aga Khan selbst als gemeinsame Leitlinie für die verschiedenen Baumaßnahmen vorgegeben worden war, jeweils auf unterschiedliche Weise weiterentwickelten.
Verschiedene Legenden versuchen, die Entstehung des Namens Costa Smeralda zu erklären. Folgende ist meine Favoritin, auch wenn ich im Anschluss eine zweite präsentieren werde.
Die einsame und wilde Schönheit der Gallura hat schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit einige italienischen Industrielle in ihren Bann gezogen. So kaufte zum Beispiel der Mailänder Giuseppe Mentasti, der damalige Besitzer des San Pellegrino-Wassers, 1954 einige Grundstücke und sogar die kleine Insel Mortorio.
Später war derselbe Mentasti auch an der Gründung des Projekts Costa Smeralda unter der Leitung von Prinz Karim Aga Khan beteiligt. Und so soll es Mentasti gewesen sein, der mit Beratung durch den Architekten Luigi Vietti den Namen des zukünftigen Touristenziels ausdachte, da er eine Tochter namens Esmeralda hatte.
Als die Diskussion aufkam, wie man die Küste nennen sollte, an der der Aga Khan und seine Partner ihre Investitionen tätigen wollten, schlug mein Vater Vietti vor, sie nach mir zu benennen: Costa Esmeralda. Vietti dachte eine Weile darüber nach. Dann sagte er zu meinem Vater, dass Esmeralda nicht richtig klingen würde, dass es etwas spanisch klingen würde. Am Ende beschloss er, den Anfangsbuchstabe ‘e’ zu entfernen, und so wurde daraus Costa Smeralda.
Esmeralda Mentasti im Buch “La Principessa, la vera storia della nascita della Costa Smeralda” des sardischen Journalisten Guido Piga.
Nicht weit entfernt von der Costa Smeralda auf Sardinien findest Du den Maddalena-Archipel, ein Naturschutzgebiet mit den schönsten Stränden Sardiniens und vielen Lost Places zum Entdecken.
Einen Blogeintrag über La Maddalena und die weiteren Inseln des Archipels findest du hier.
Etwas weiter weg, aber immer noch nah genug, ist Capo Testa. Der Ort befindet sich 25 km von Palau entfernt und ist wegen seiner Schönheit ein sehr beliebtes Reiseziel von Touristen aus der ganzen Welt. Dort sind gigantische Felsformationen mit überraschenden Formen direkt am Meer. Wirklich beeindruckend!
Einen Blogeintrag zu Capo Testa findest du hier: Es ist einer meiner Lieblingsorte, die ich immer besuche, wenn ich auf Sardinien bin!
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