Venedig, Venezia auf Italienisch, ist eine italienische Stadt im Nordosten Italiens und vor allem für seine Schönheit, seine Kanäle, seine Architektur und seine Kunst bekannt. Wegen der Nähe zu Deutschland und als eine der nördlichsten Städte an der Adria ist die Lagunenstadt eins der Lieblingsziele vieler deutscher Touristen.
Dabei hat die Stadt sehr viel mehr zu bieten als “nur” den italienischen Flair. Diese kleine Stadt, die inmitten einer Lagune gegründet wurde, war mehrere Jahrhunderte lang einer der mächtigsten europäischen Staaten und hat eine Kultur und einen Lebensstil hervorgebracht, die einzigartig und in ganz Europa immer noch präsent sind.
Die venezianische Lagune fernab aller gängigen Klischees und Vorurteilen: Hier kannst Du in die venezianische Geschichte eingetaucht und die Stadt aus neuen Perspektiven kennenlernen.
Oft als Serenissima bezeichnet, nach dem Namen der venezianischen Republik, die von 697 bis 1797 n.Chr. in Venedig und Umgebung herrschte, ist die Lagunenstadt seit Jahrhunderten die Lieblingsstadt von Künstlern und Erfindern. Viele Gewohnheiten, Wörter und Dinge, die heute Teil unseres täglichen Lebens sind, wurden in dieser kleinen, aber ungemein wichtigen Stadt geboren.
Womöglich hast Du schon Hunderte von Bildern, Videos und Filmen über Venedig gesehen, und hast es vielleicht auch satt, immer das Gleiche zu lesen. In diesem Beitrag möchte ich Dir einen Überblick über die Geschichte der Stadt verschaffen, das weit über das Basiswissen der üblichen Reiseführer hinausgeht und was selbst vielen Italienern nicht bekannt ist.
Literatur über Venedig
Die Lektüre von Büchern über Venedig kann deine Erfahrung beim Besuch der Stadt in vielerlei Hinsicht verbessern:
Insgesamt kann die Lektüre von Büchern über Venedig zu einem besseren Verständnis und einer größeren Wertschätzung der Stadt führen, so dass du einen erfüllteren und angenehmeren Besuch erleben kannst.
Venedig liegt im Nordosten Italiens, inmitten der Venezianischen Lagune am nördlichen Ende der Adria. Venedig, auf Italienisch Venezia, ist vollständig von Wasser umgeben und wird von mehreren Hunderten von Kanälen durchzogen.
Die venezianische Lagune ist eine natürliche Formation aus der Zeit um 4.000 v.Chr.. Seit ihren Anfängen siedelte die Bevölkerung aufgrund der Anwesenheit von Fischen und Vögeln, die Fischer und Jäger anzogen.
Die ersten bedeutenden Siedlungen in diesem Gebiet waren Altino, Torcello und Metamauco, die sich auf die Zeit um 1.500 v.Chr. datieren lassen.
Mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches um 476 n.Chr. und den vorangegangen Kriegen war die Population der Lagune sehr gewachsen. Cassiodorus, ein spätrömischer Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller, beschrieb mit Bewunderung das Leben in der Lagune, das schon 500 n. Chr. als einzigartiger Ort auf der Welt galt, wo Arm und Reich dicht beieinander lebten, wo die Währung Salz war, wo die Kähne von Menschenhand auf Kanälen entlang der Treidelpfade zwischen den Gemüsegärten und dem Schilf geführt wurden, wo nicht ein Pferd an die Häuser gebunden war, sondern ein Boot, wo Ebbe und Flut ein Spiel von Untiefen schufen, die erst auftauchten und dann untergingen.
Hier erfährst Du meine persönlichen Überlebenstipps für Venedig und wie Du in der Stadt am besten zurechtkommst, ohne in Touristenfallen zu tappen.
Seit 697 n.Chr. war das Gebiet der venezianischen Lagune ein unabhängiges Herzogtum des Byzantinischen Reiches bzw. des Oströmischen Reiches: ein von Byzanz ernannter Herzog war für die Verwaltung der venezianischen Lagune zuständig.
Nachdem sie 810 n. Chr. einem Angriff Karls des Großen und seines Sohnes Pippin abgewehrt hatten, verlegten die Venezianer 812 n. Chr. das Zentrum ihrer politischen Macht vom Lido (damals Malamocco) nach Rivus Altus, dem heutigen Rialto, das schon bald das Herz der neuen Stadt wurde: Venedig!
Die Unabhängigkeit der venezianischen Republik dauerte bis 1797 an, als die französische Armee, von Napoleon geführt, die Stadt belagerte und erfolgreich eroberte.
Somit ist die venezianische Republik mit ihren 1.100 Jahren Bestand die am längsten bestehende Regierungsform der Welt überhaupt!
Hier ist eine Übersicht, was seit der Gründung der venezianischen Republik im Jahre 697 bis heute geschah:
Die Handelsbeziehungen mit dem Oströmischen Reich, die Vermittlerrolle, die Venedig zwischen West und Ost spielen konnte, der Gegensatz zwischen der christlichen und der muslimischen Welt, der mit dem Beginn der Kreuzzüge zum offenen Konflikt wurde; all das trug dazu bei, dass Venedig nicht nur sein Ansehen, sondern auch seine Macht ausbaute.
Die Handelsbeziehungen mit dem Oströmischen Reich, die Vermittlerrolle, die Venedig zwischen dem damalig bekannten West und Ost spielen konnte, der Gegensatz zwischen der christlichen und der muslimischen Welt, der mit dem Beginn der Kreuzzüge ein offener Konflikt wurde. All das trug dazu bei, dass Venedig nicht nur sein Ansehen, sondern auch seine Macht ausbaute.
In diesem Artikel erfährst Du, welche meine Lieblingsfotospots in Venedig sind.
Diese Macht konnte nur durch die Kontrolle des Mittelmeers ausgeübt werden, nach der auch die anderen italienischen Seerepubliken strebten (Pisa, Genua und Amalfi, die zusammen mit Venedig auf dem Wappen der italienischen Marina Militare zu finden sind).
Venedig profitierte von den bevorzugten Beziehungen zum Heiligen Land, dem damaligen Gebiet, das heute hauptsächlich Israel und Palästina ausmacht, und stellte sich im Laufe der Jahrhunderte immer auf die Seite der Kreuzfahrer und erlangte sogar ein Monopol auf den Handel mit einem Teil des Ostreiches, zum Nachteil der italienischen und ausländischen Konkurrenten.
Ab dem 13. Jahrhundert kontrollierte Venedig fast alle Häfen an der Adriaküste, sowohl auf der italienischen als auch auf der balkanischen Seite. Die Venezianer verwalteten die Stadt, das Rechtssystem, die Kolonien und die Handelswege mit äußerster Sorgfalt durch die ausgeklügelte Regierung der Serenissima.
In dieser Zeit wurden in Venedig viele der sozialen und finanziellen Instrumente entwickelt, die heute noch im Alltag präsent sind:
In Venedig gab es schon zu der Zeit Ansammlungen regionaler oder nationaler Gemeinschaften: Die Mailänder hatten eine eigenen Straße, genauso wie die Dalmatiner oder die Florentiner. Von den ausländischen Gemeinschaften waren die griechische, die albanische und französische gut vertreten, zahlenmäßig waren die deutsche Bürger am Stärksten und sie hatten sogar einen eigenen Viertel, an dem der Palast “Fondaco dei Tedeschi” heute noch erinnert.
Trotz allem Fortschritt folgte die Politik Venedigs auch den Diskriminierungen der Zeit: 1215 wurde das Zusammenleben von Christen und Juden verboten, so dass die jüdischen Venetianer sich erst auf Giudecca, dann aufs Festland und letzten Endes im Ghetto niederlassen mussten.
Dank dieser sorgfältigen Organisation gelang es der “kleinen” Stadt Venedig, jahrhundertelang mit riesigen Imperien zu konkurrieren.
“Serenissima” ist einer der Spitznamen, die für die alte “Republik Venedig” verwendet wurden und werden, die als “Serenissima Repubblica di Venezia” bekannt war. Im Italienischen bedeutet Serenissima “die sehr Gelassene”.
Das kommt davon, weil die venezianische Republik im Vergleich zu den umliegenden Reichen und Staaten von Einheimischen und Besuchern so wahrgenommen wurde. In der Tat war Venedig während des Bestehens der Serenissima-Republik 1.100 Jahre lang eins der ruhigsten Orte, an dem man damals leben konnte, und es hat seinen Namen “La Serenissima Repubblica di Venezia”, die ruhigste Republik Venedigs, voll verdient.
Die Struktur der Regierung der Serenissima änderte sich im Laufe der ersten Jahrhunderte. Sie blieb jedoch vom 13. Jahrhundert bis zum Ende der Republik im Jahr 1797 unverändert.
Der Große Rat, auf Italienisch “Maggior Consiglio”, war eine Versammlung aller venezianischen Adelsmitglieder. Er war die Wurzel der Macht der venezianischen Regierung und hatte durchschnittlich über 1.000 Mitglieder, die ihren Platz an ihr Nachkommen vererbten. Ursprünglich unter dem Namen Consiglio dei Savi bekannt, man der Rat wegen der Mitgliederanzahl bald den Namen Consiglio Maggiore an.
Er war für die Wahl aller öffentlichen Ämter in der Serenissima verantwortlich: den Dogen, seine Berater, den Senat, den Rat der Zehn, den Rat der Weisen usw.
Der Doge war das Oberhaupt der Republik Venedig. Seine Macht war jedoch gering und er unterstand stets der Kontrolle seiner Räte. Der Doge wurde durch ein komplexes Verfahren, bestehend aus bis zu zehn Ziehungen aus dem Großen Rat, um letzten Endes 41 Vertreter des venezianischen Adels auszuwählen, die über die Wahl des neuen Dogen nach dem Mehrheitsprinzip entscheiden mussten.
Mehr Informationen sowie eine halbwegs anschauliche Grafik findest Du hier auf Wikipedia.
Der Doge wurde von sechs Räten kontrolliert, einer für jeweils einen der sechs Bezirke (“Sestieri“) Venedigs vertraten. Die Hauptaufgabe des Kleinen Rates bestand darin, den Dogen zu unterstützen und zu beaufsichtigen, um seine Macht zu kontrollieren.
Sie begleitete ihn in allen Entscheidungen und ihre Mitglieder hatten (auch einzeln) das Initiativrecht; sie hatten zum Beispiel die Macht, den Großen Rat einzuberufen, wenn sie es für nötig hielten.
Sie hatte auch viele Befugnisse während der Vakanz zwischen dem Tod eines Dogen und der Wahl eines Nachfolgers. In solchen Fällen kümmerte sich der Rat um die Abstimmungsvorgänge und einer der Ratsmitglieder wurde zum Vize-Dogen ernannt und übernahm seine Aufgaben.
Außerdem verwaltete der Kleine Rat die Hauptstadt, überwachte die Aktivitäten der Beamten und leitete die Neuwahlen. Er war auch für die Beilegung von Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Institutionen über Zuständigkeiten zuständig.
Um zu verhindern, dass die Mitglieder des Kleinen Rats zu viel Macht und persönlichen Einfluss gewannen, war die Position auf ein Jahr beschränkt, mit der Möglichkeit einer Verlängerung ebenfalls von einem Jahr. Und selbstverständlich durften keine Verwandte des Dogen in den Kleinen Rat gewählt werden.
Der Kleine Rat und die drei Oberhäupter der Quarantia Criminal, der Justizmagistratur, bildeten zusammen mit dem Dogen die “Serenissima Signoria”, die Herrschaft der Serenissima. Sie war das oberste Regierungsorgan der Republik Venedig. Sie bildete ein Machtzentrum, das auch die Macht des Dogen umfasste.
Die Signoria kann als Kombination aus dem Dogen und den anderen Personen betrachtet werden, die beauftragt waren, mit ihm zusammenzuarbeiten und zu regieren. Im Laufe der Zeit wurden diese Funktionäre zu Sparring Partnern auf Augenhöhe mit dem Dogen.
Die Signoria galt als ein sehr wichtiges Regierungsgremium, wichtiger als der Doge selbst. Der Satz “se l’è morto el Doge, non-l’è morta la Signoria“, auf Detusch übersetzt: Der Doge ist tot, aber nicht die Signoria, wurde rituell während der Zeremonien zum Tod des Dogen gesprochen, um die faktische Macht der Signoria über die höchste politische Einzelfigur, die des Dogen, auszudrücken.
Während die Herrschaft der Serenissima über die exekutiven und legislativen Angelegenheiten zu wachen hatte, wurden alle ihre Handlungen vom venezianischen Senat, einer Versammlung von mehr als 120 Personen, kontrolliert und mussten von ihm genehmigt werden.
Den Vorsitz im Senat führte die Serenissima Signoria mit dem Dogen an der Spitze, während die Verhandlungen von den Rittern des Kollegiums vorbereitet und geleitet wurden.
Dann waren da noch die Pregadi:
Die Pregadi waren daran zu erkennen, dass sie die rote Toga trugen, im Gegensatz zur normalen schwarzen Toga der Patrizier.
Der Doge, seine sechs Berater aus dem Kleinen Rat und 10 Aristokraten bildeten den Rat der Zehn. Dieser war ein spezieller Rat, der zur Bekämpfung von Notsituationen wie Staatsstreichen geschaffen wurde.
Zu den Besonderheiten dieser Institution gehörte das Recht, jeden ohne Berufung zum Tode zu verurteilen. Und in der Tat war selbst der Doge nicht davor geschützt.
1355 vereitelte der Rat der Zehn eine Verschwörung, die vom damaligen Dogen selbst, Marin Falier, eingefädelt wurde, der eine erbliche Serenissima Signoria errichten wollte, um ihrer Kontrolle zu entgehen. Alle Verschwörer wurden hingerichtet und der Doge selbst wurde an der Stelle enthauptet, an der er, wie seine Vorgänger und Nachfolger, gekrönt worden war.
Angesichts einer neuen Notsituation im 16. Jahrhundert, die aus den Verschwörungen des französischen Botschafters bestand, die zum Durchsickern von geheimen und militärischen Informationen zugunsten der Türken mit katastrophalen Folgen geführt hatten, wurde innerhalb des Rates der Zehn eine geheime Kommission eingerichtet: die Drei Staatsinquisitoren. Es war ein geheimes Tribunal, das bei der Bekämpfung von Bedrohungen des Staates helfen sollte.
Zu den mächtigsten Figuren der venezianischen Regierung gehörten die drei “Staatsinquisitoren“.
Die drei Staatsinquisitoren, zu denen ein Mitglied des Dogenrats (“Inquisitore Rosso“) und zwei der zehn Aristokraten (“Inquisitori Neri“) gehörten, die den Rat der Zehn bildeten, bildeten einen Geheimrat, der für äußerst heikle Situationen und verdeckte Operationen zuständig war.
Die drei Staatsinquisitoren informierten zwar den Großen Rat über ihre Entscheidungen, doch selbst wenn eine Verurteilung durch die Staatsinquisitoren nicht geheim war, konnte ihre Entscheidung nicht nachträglich geändert werden.
Die Vollstreckung von Todesurteilen, die aus den Entscheidungen der Staatsinquisitoren hervorgingen, bestand im Ertränken der Verurteilten nachts in den Gewässern der Lagune, in der Nähe des Kanals, der aus diesem Grund als Waisenkanal bekannt ist.
Das hohe Maß an Kontrolle, das die verschiedenen Ämter und Räte übereinander ausübten, und die noch größere Komplexität des Abstimmungssystems verhinderten jeglichen Autoritarismus. Diese Organisation der venezianischen Regierung war 1.100 Jahre lang eine Garantie für die ausgeprägte Stabilität und Effizienz der venezianischen Republik.
Venedig ist eine völlig in sich geschlossene Stadt, die auf kleinen Inseln gebaut ist und keinen Platz mehr für neue Gebäude hat.
Das ist auch der Grund, warum die wohlhabenden Einwohner nur die Möglichkeit haben, die Fassaden ihrer Paläste am Canal Grande ständig zu renovieren und zu veränderen, um den neuesten Trends und Moden ihrer Zeit zu folgen!
Infolgedessen haben viele prestigeträchtige Paläste in Venedig einen relativ modernen Stil, der “nur” wenige Jahrhunderte zurückliegt.
Es gibt jedoch einige Bereiche, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, lange nach dem Ende der Serenissima, der venezianischen Republik.
Einige dieser Viertel in Venedig sind die “Baia” und die “Safa” im Stadtteil Cannaregio und Santa Marta im Stadtteil Dorsoduro. Der Bahnhof und der Piazzale Roma stammen ebenfalls aus jüngerer Zeit.
Wenn Du mit dem Zug anreist, kannst Du bei Erreichen des Bahnhofs Santa Lucia in Venedig auf der nördlichen Seite (in Fahrtrichtung links) einen sehr großen und modernen Wohnkomplex sehen, der aus dem 20. Jahrhundert stammt.
Giudecca und Sacca Fisola, zwei Inseln, die zu Venedig gehören, beherbergen ebenfalls mehrere Gebäude aus dem XX.
Wahrscheinlich hast Du schon mal gelesen oder gehört, dass Venedig auf dem Wasser gebaut wurde. Das ist so nicht richtig.
Die Venezianer haben Venedig nicht auf dem Wasser gebaut, sondern auf auf 116 verschiedenen kleinen Inseln!
Wo Venedig heute liegt, war früher das Piave-Delta, und die kleinen Inseln bestehen aus den Ablagerungen, die dieser Fluss im Laufe von Jahrtausenden von den Alpen bis zur Adria transportiert hat. Deswegen ist der Meeresgrund sowie der Boden der Inseln sehr weich, da er besonders sandig und schlammig ist.
Um ein neues Gebäude auf sandigem venezianischem Boden zu errichten, schlugen die Venezianer zwei Reihen von Pfählen entlang des gesamten Umfangs des Hauses ein. Danach füllten sie den Raum zwischen diesen Reihen mit Lehm.
Der nächste Schritt bestand darin, das Wasser und den Schlamm zwischen den beiden Pfahlreihen zu entfernen und sie teilweise trocknen zu lassen.
Danach war es notwendig, weitere lange Holzpfähle dicht nebeneinander tief in den weichen Boden zu pflanzen. Die Pfähle mussten lang genug sein, um den festeren Boden mehrere Meter unter der Oberfläche zu erreichen und so der Struktur Stabilität zu verleihen.
Da die Holzpfähle sich im Boden befinden und kein Sauerstoff zu ihnen gelangen kann, sind diese extrem gut erhalten und müssen kaum erneuert werden, obwohl einige von ihnen über 1.000 Jahre schon venezianische Paläste stützen. Es ist das gleiche Prinzip, das für die Erhaltung der Pfähle am Bodensee sorgt.
Nach dem Setzen der Pfähle schnitten die Venezianer das aus dem Boden ragende Stück ab. Auf diese Weise befanden sich alle Pfähle auf der gleichen Höhe. Daraufhin wurde der Raum zwischen den Pfählen mit Steinen und Beton gefüllt.
Schließlich setzten die Venezianer große Holzplatten auf die Pfahlköpfe und schufen so das Erdgeschoss, auf dem der Rest des Gebäudes errichtet werden sollte.
Obwohl Venedig diesen antiken Look hat, wird es Dich kaum überraschen, zu erfahren, dass sich das allgemeine Bild der Stadt im Laufe der Jahrhunderte doch stark verändert hat.
In der Vergangenheit bauten die Venezianer Straßen und Plätze ohne Bodenbelag. Außerdem nutzten die Einheimischen die Plätze oft als Tier- und Gemüsegärten. Daran erinnert der Name der Plätze, die “campo …” heißen, was auf Italienisch “Feld” bedeutet. Plätze heißen ansonsten “piazza …”.
Viele Jahrhunderte lang mussten die Venezianer ihre Gondeln benutzen, um sich in der Stadt zu bewegen. Erst später wurden die inzwischen Hunderte von Brücken, um die 118 Inseln, aus denen Venedig besteht, miteinander zu verbinden.
Eine weitere Veränderung betrifft die Anzahl der Kanäle. In der Vergangenheit gab es in der Tat viel mehr Kanäle. Im Laufe der Zeit wurden diese jedoch zugeschüttet, auf Italienisch “interrati”, um mehr Fußgängerzonen zu schaffen.
Allerdings erst nach dem Fall der Serenissima und während der anschließenden österreichischen Herrschaft: von 1816 bis 1866 wurden 28 Kanäle zugeschüttet.
Wie Venedig früher aussah, kannst Du dank der unzähligen Gemälde aus der vergangenen Zeit sehen. Empfehlenswert sind die Werke von Giovanni Antonio Canal (“Canaletto”), der im frühen 18. Jahrhundert die Lagunenstadt Venedig – sowie London, Dresden und andere Städte – auf Leinwand festgehalten hat.
Da die Stadt Venedig über einen sehr langen Zeitraum hinweg gebaut und modernisiert wurde, kannst Du in der Stadt ganz unterschiedliche Architekturstile finden, die sich meist schon an der Fassade erkennen lassen. Die Stile reichen von der frühen romanischen Architektur bis hin zum neuesten neoklassischen Stil:
Mehr zu den öffentlichen Verkehrsmitteln in der venezianischen Lagune hier:
Selten habe ich Venedig ohne Touristen erlebt: Höchstens noch vor Sonnenaufgang, wenn ich mit Kamera durch die Gassen schlendere und auf dem Weg zum nächsten Fotospot bin, sehe ich eine fast gespenstische Stadt mit nur den wenigen Menschen, die bereits zu einer solch frühen Uhrzeit arbeiten.
Doch Venedig war schon in der Antike bewohnt und es ist interessant, zu beobachten, dass die Verstädterung in Venedig einen entgegengesetzten Trend als in jeder anderen Großstadt aufweist: Die Bewohnerzahl sinkt seit dem 19. Jahrhundert, zumindest in der Lagunenstadt und auf den umliegenden Inseln.
Das kann einerseits an die sehr spezielle und zum Teil einschränkende Wohnsituation, die das Leben in der Lagune aufweist, andererseits auch um die steigenden Mietkosten, die nicht von ein erhöhtes Wohnangebot abgefangen werden können. Schließlich ist es nicht möglich, einfach so neue Gebäuden in oder um Venedig zu errichten.
Außerdem ist es für viele Venezianer lukrativer, Eigentumswohnungen an Touristen zu vermieten, statt an Langzeitresidenten. Die Nachfrage ist ja vorhanden und ist wegen der Beliebtheit der Stadt selbst während der Corona-Pandemie nur wenig geschrumpft.
Deswegen wundert es nicht, dass es jeden Tag in Venedig halb so viele Touristen gibt wie Bewohner. Nämlich kommen auf die 50.000 angemeldete Bewohner Venedigs 12.000.000 Touristen im Jahr, ungefähr 33.000 pro Tag!
Die Bewohner der Lagune tragen nicht alle den gleichen Namen und einige reagieren auch etwas brüsk, wenn sie als “Venezianer” fälschlicherweise bezeichnet werden.
Der überwiegende Teil der modernen venezianischen Wirtschaft basiert auf dem Tourismus.
Der Tourismus hat jedoch viele Aspekte. Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Arten des Tourismus in Venedig ist die Dauer des Aufenthalts der Touristen. Die Dauer des Aufenthalts beeinflusst nämlich das Verhalten der Touristen und damit auch ihre Auswirkungen auf die Stadt.
Tagesausflügler tragen erheblich zur Verbreitung von Souvenirläden mit Massenware, Restaurants mit niedrigem Preisniveau und Supermärkten bei, die frische Lebensmittel teilweise durch Fertigmahlzeiten zum Mitnehmen ersetzen.
Touristen, die zwei oder mehr Tage bleiben, tragen in der Regel mehr zur lokalen Wirtschaft bei, indem sie in Hotels übernachten, in Restaurants gehen und sich die Zeit nehmen, die hochwertige handwerkliche Produktion zu entdecken, die es in der Stadt noch gibt.
Obwohl Venedig schon im 13. Jahrhundert ein beliebter Tourismusziel europäischer Adeliger und Fürsten war, hatte dieser nicht den hohen Stellenwert von heute.
Venedig diente als Umschlagshafen für alle möglichen Waren, die aus der bekannten Welt kamen und übers Mittelmeer transportiert werden mussten. Seide oder Gewürze aus dem fernen Osten wurden von hier gehandelt. In und um Venedig selbst wurden viele Leder- und Wollprodukte erstellt. Außerdem zählten die Glasprodukte aus Murano schon damals zu den begehrtesten an den Adelshöfen. Und natürlich alles, was mit der Navigation zu tun hatte: Von Segeltuch und Leinen bis hin zu fertigen Schiffen aus dem Arsenale.
Die damalige Wirtschaftspolitik beschränkte sich jedoch nicht nur auf das Stärken der vorhanden Handels- und Industriezweige. Der erste echte Patentschutz sowie erleichterte Finanzierungsmöglichkeiten lockten erfinderische Geister aus ganz Europa, sich in Venedig niederzulassen.
Diese innovationsfreundliche Umgebung ließ zum Beispiel zu, dass Windmühlenbauern aus dem Nordwesten Europas die Stadt mit Windmühlen versorgten, ohne befürchten zu müssen, von Plagiatoren verdrängt zu werden.
Außerdem stiegt Venedig zur Buchpresse Europas auf, nachdem Johannes von Speyer dort die erste Druckerei der Stadt errichtete.
In Venedig finden das ganze Jahr über besondere Veranstaltungen statt. Viele Umzüge, meist auf dem Wasser, und Feuerwerke, der berühmte Karneval von Venedig und die Biennale sind inzwischen richtige Touristenmagnete.
Weitere kostenlose Veranstaltungen werden zu den wichtigsten Festen wie der Madonna della Salute, dem Redentore, der Regata Storica und zu den Weihnachtsfeierlichkeiten organisiert.
Der Karneval von Venedig ist reich an Geschichte, Charme und Tradition: Zehntausende von Touristen strömen in die Lagunenstadt und lassen sich von der feierlichen Stimmung, der Kunst sowie der venezianischen Geschichte und Kultur anziehen.
Während der zwei Wochen des Karnevals, die mit dem Mardi Gras (“martedì grasso”) enden, ist Venedig ein Hort des Vergnügens und der Unterhaltung, der improvisierten Straßenshows und der organisierten Veranstaltungen für Jung und Alt.
Der Markusplatz mit seiner riesigen Bühne ist nach wie vor das Herzstück des Karnevals sowie das Zentrum aller Aktivitäten, auch wenn in der ganzen Stadt Veranstaltungen stattfinden, um eine übermäßige Ansammlung von Menschen in den zentralen Bereichen der Stadt zu vermeiden.
Willst Du mehr zum Karneval in Venedig, seiner Ursprünge und seiner Entwicklung lernen? Dann empfehle ich Dir diesen Blogartikel zum Thema: Die Geschichte des Karnevals von Venedig.
Woran das Marienfest erinnert, das während ders Karnevals in Venedig gefeiert wird, erfährst Du in diesem Blogartikel: Das Marienfest – die Festa delle Marie in Venedig.
Mehr zum Karneval von Venedig 2022 findest du hier.
Die offizielle Webseite des Karnevals von Venedig lautet: https://www.carnevale.venezia.it/en.
Die Biennale von Venedig ist eine der wichtigsten kulturellen Einrichtungen in Italien und wahrscheinlich der Welt. Die Ursprünge der Biennale von Venedig gehen auf den berühmten Bürgermeister von Venedig Riccardo Selvatico zurück, der 1893 beschloss, eine Kunstausstellung zu veranstalten.
Am 30. April 1895 fand die erste Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig statt, die alle zwei Jahre in den ungeraden Jahren veranstaltet wird.
Die Kunstbiennale wurde sofort zu einem Modell für die Organisation von zeitgenössischen Kunstveranstaltungen für alle Disziplinen. 1932 fand auf der Terrasse des Hotels Excelsior* am Lido von Venedig die erste Mostra del Cinema oder besser gesagt die Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica statt, eine der wichtigsten Kirmesveranstaltungen der Welt.
Das Hotel Excelsior Venice Lido Resort wurde aus dem Wunsch heraus geboren, das luxuriöseste Hotel der Welt zu schaffen. Der visionäre Unternehmer Nicolò Spada und der renommierte Architekt Giovanni Sardi verwandelten den Lido von Venedig in ein unverzichtbares Reiseziel für reiche und berühmte Persönlichkeiten.
Das Internationale Filmfestival von Venedig (“Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica“), das von der Biennale di Venezia organisiert wird, feiert 2022 sein 90-jähriges Bestehen.
Das Programm des Festivals wird in der Regel auf der offiziellen Pressekonferenz Ende Juli bekannt gegeben, und das Festival selbst dauert 10 Tage zwischen der letzten Woche im August und der ersten Woche im September.
Der wichtigste Preis des Filmfestivals von Venedig, der Goldene Löwe, wird von einer Jury vergeben, die jedes Jahr nominiert wird, und gilt als einer der prestigeträchtigsten Filmpreise, wie die Goldene Palme in Cannes und der Goldene Bär in Berlin.
Die Historische Regatta in Venedig ist nach wie vor einer der spektakulärsten, malerischsten und spannendsten Momente des Stadtlebens, der sowohl Touristen als auch Einheimische in seinen Bann ziehen kann. Sie findet immer am ersten Sonntag im September statt.
Entlang der Ufer, auf den schwimmenden Tribünen oder in den Booten, die entlang des Kanals vertäut sind, verfolgen die Zuschauer die Rennen und jubeln leidenschaftlich, wenn die bunten Boote vorbeifahren.
Im Rahmen der Regata Storica finden mehrere Rennen statt: die Regatta der Champions auf Gondolinos, die Regatta auf Caorline, die Frauenregatta auf Mascarete, die Jugendregatta auf Pupparini.
Das Erlöserfest (“Festa del Redentore“) ist sicherlich das am meisten geliebte und gefeierte Fest der Venezianer und bleibt das am meisten erwartete Ereignis des Jahres. Es wird jedes Jahr am dritten Samstag im Juli gefeiert.
Die religiöse Bedeutung wird seit mehr als 400 Jahren von Unterhaltung und Spektakel begleitet. Das Feuerwerk, das in der Nacht des dritten Samstags im Juli stattfindet, bringt die Venezianer und Tausende von Besuchern vor der unglaublichen Kulisse des Markusbeckens zusammen.
Entweder von festlich hergerichteten und beleuchteten Booten aus, die im Hafenbecken vertäut sind, oder von den venezianischen Palazzi aus, in denen fantastische Feste gefeiert werden, kann man ab 23.30 Uhr das 40-minütige Feuerwerk genießen, das die Türme, Kuppeln, Glockentürme und Denkmäler Venedigs mit bunten Lichterkaskaden erstrahlen lässt.
Die Vogalonga ist eine Ruderveranstaltung ohne Wettbewerbscharakter, die 1974 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, auf das Problem der Wellenbewegung, das Erosion und Absenken der Lagune verursacht, aufmerksam zu machen und gleichzeitig den Charme der Lagune wiederzuentdecken. Sie findet in Mai an einem Sonntag statt.
Einmal im Jahr rudern tausende Einheimische und Touristen aus ganz Europa in Kanus, Kajaks und Drachenbooten auf einem 32 km langen Kurs durch Venedig.
Die Route berührt die faszinierendsten Inseln der Lagune: Start und Ziel sind im Markusbecken. Teilnehmen können alle Ruderboote, wobei in letzter Zeit die Zahl der ausländischen Mannschaften stark zugenommen hat.
Hier dürfen nur von Muskelkraft angetriebene Boote teilnehmen. Die Stadt und die Umgebung ist in dieser Zeit für andere, motorisierte Schiffe komplett gesperrt.
Der Venedig-Marathon, der nun schon zum 27. Mal stattfindet, hat sich einen festen Platz unter den Veranstaltungen der Stadt erobert. Es handelt sich um ein Sportereignis von internationaler Bedeutung, das jedes Jahr mehr als sechstausend Marathonläufer aus der ganzen Welt anlockt und über die offizielle olympische Distanz (42 km und 195 m) ausgetragen wird. Er findet am letzten Sonntag im Oktober statt.
Die Strecke ist meist flach und führt nur leicht bergab. Sie beginnt auf dem Festland in der Stadt Stra und führt entlang der schönen Riviera del Brenta, vorbei an den prächtigen palladianischen Villen.
Die Läufer erreichen Venedig über den langen “Ponte della Libertà“, die Freiheitsbrücke, die die Lagunenstadt mit dem Festland verbindet. Nach der Überquerung des Canal Grande auf einer 160 m langen Pontonbrücke, die eigens für diesen Anlass gebaut wird, laufen die Läufer am Markusplatz vorbei in Richtung Riva dei Sette Martiri, wo sich die Ziellinie befindet.
Die Madonna della Salute wird am 21. November gefeiert und es ist ein typisch venezianisches Fest. Die Festa della Madonna della Salute erinnert an die schreckliche Pest von 1630 und das daraufhin vom Dogen abgegebene Gelübde, um die Fürsprache und die Hilfe der Jungfrau Maria zu erlangen.
Auch heute noch ziehen Tausende von Venezianern und anderen Gläubigen, die in die Stadt kommen, am 21. November vor den Hauptaltar der gleichnamigen Kirche im Süden Venedig, Santa Maria della Salute, um das jahrhundertealte Band der Dankbarkeit, das die Stadt mit der Jungfrau Maria verbindet, zu verewigen.
Es ist üblich, eine Kerze mitzubringen, die in der Kirche als Zeichen der Dankbarkeit angezündet wird.
Vom Markusplatz bis hin zur Kirche wird eine Pontonbrücke errichtet, damit die Gläubigen vom Zentrum der Stadt zu Fuß in die Kirche pilgern können.
Die venezianische Lagune besteht aus über 60 Inseln: Einige kennst Du inzwischen, wie die verschiedenen Inseln, aus denen Venedig besteht, sowie Burano, Murano und San Giorgio. Doch viele Davon sind sehr klein und unbewohnt, andere werden nur vorübergehend benutzt und einige sind im Laufe der Zeit verschwunden oder wurden von der dortigen Bevölkerung verlassen.
Vergiss nicht, neben Murano auch Burano zu besuchen. Diese kleine Gemeinde auf einer Insel im nordöstlichen Teil der venezianischen Lagune hat sich zur Aufgabe gemacht, ihre Häuser in leuchtenden Neontönen zu streichen, und so sind die bunten Häuser von Burano in der ganzen Welt bekannt.
Murano bei Venedig ist eine der nächstgelegenen Inseln und verfügt über einen eigenen Canal Grande, der dem der Hauptinsel in nichts nachsteht – allerdings mit viel weniger Verkehr.
* Was der Stern bedeutet: Ich bewerbe ausschließlich Produkte, von denen ich selbst überzeugt bin und die ich in vielen Fällen selbst nutze. Für Links, die mit einem * markiert sind, erhalte ich eine kleine Provision, wenn über den verlinkten Anbieter einen Vertrag bzw. Kauf zustande kommt. Für Dich entstehen dadurch keine Mehrkosten und ich kann so die Kosten fürs Hosting des Blogs oder für das Abo von Photoshop und Lightroom aufbringen. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.